Nick Job – die wahre Legende!

Können Sie sich eigentlich noch erinnern, was Sie im Juli 1966 so gemacht haben?

Wir wissen das natürlich auch nicht, aber eines wissen wir: Anfang Juli 1966 hat ein gewisser Nicholas James Job als 16-jähriger seine ersten British Open gespielt.

Sie kennen Nick Job nicht? Kein Problem, wir stellen Ihnen den mittlerweile 70-jährigen Spieler der Staysure Tour vor und plaudern mit ihm über seine Karriere, die Entwicklung des Golfsports und warum er immer noch gerne Turniere spielt. Wir haben mit Nick Job übrigens am Montag nach dem Sinclair Invitational telefoniert, bei diesem Turnier belegte er mit 4 über Par unter 54 Teilnehmern den guten 31. Platz.

Nick, wir haben dich heute bereits zu Mittag versucht zu erreichen, was hast du gemacht?

"Sorry, aber ich war mit ein paar Freunden auf der Runde, wir haben 18-Loch gespielt."

Nick, wir haben dich heute bereits zu Mittag versucht zu erreichen, was hast du gemacht?

"Aber natürlich, ich spiele fast jeden Tag. Gibt es etwas Schöneres, als gute Schläge zu machen und einen guten Tag am Platz zu haben? Ich denke, ich habe die Liebe für diesen Sport einfach in den Genen."

Gratulation zur guten Leistung beim Sinclair Invitational.

"Danke, es war aber deutlich mehr drinnen. Leider haben wir am letzten Tag fast 5 Stunden gespielt, das halte ich einfach nicht aus. Da lobe ich mir Japan."

Wird in Japan schneller gespielt?

"Was heißt schneller, die rennen bei den Turnieren über den Platz. Da habe ich im 3er-Flight knapp 4 Stunden brauchen dürfen, das gibt es bei uns nicht. Hoffentlich gibt Brooks Koepka bei diesem Thema weiter Gas, das Spiel muss wieder schneller werden."

Wie bist du eigentlich zum Golfsport gekommen?

"Ich denke, ich hatte da keinen Ausweg (lacht). Schon mein Großvater war in den 20er-Jahren Golfpro auf einer 9-Loch-Anlage. Natürlich wurde dann auch mein Vater Pro und was blieb meinem Bruder und mir da noch über?"

Alle waren Golfpros?

"Ja, mein Großvater, mein Vater, mein Bruder und ich. Mein Bruder und ich haben übrigen so im Alter von 3 Jahren mit dem Golfsport begonnen, das war unsere Leidenschaft."

Wie war das mit Schule und Ausbildung?

"Das ist eine gute Frage. Ich denke, ich war nicht unbedingt der akademische Typ. Ich bin in der Schule in der letzten Reihe gesessen und hab mich immer nur gefragt, was ich hier mache. Das war für mich auch der Grund, warum ich bereits im Alter von 15 Jahren Profi geworden bin."

Das war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich, oder?

"Absolut, aber ich wollte unbedingt Pro werden, hab mich bei der British PGA angemeldet und 1966 meine ersten Open gespielt. Übrigens bin ich bei der PGA schon seit einiger Zeit Ehrenmitglied, das spart mir auch den jährlichen Mitgliedsbeitrag (lacht)."

Konnte man damals davon Leben?

"In dieser Zeit war es sehr schwer, davon zu leben. Es hat aber auch Clubs gegeben, die haben die Pros ein wenig unterstützt. Ich hab bereits 1968 begonnen in den Wintermonaten in Südafrika zu spielen und so habe ich mich durchgeschlagen. Viel Unterstützung habe ich von meinem Vater bekommen, obwohl das Verhältnis natürlich nicht einfach war. Er wollte mir immer helfen, technische Tipps geben – das hat nicht immer geklappt."

Du spielst jetzt mehr als 50 Jahre auf den verschiedenen Touren. Wie kann man das Golfspiel und das Material über die Jahre vergleichen?

"Als ich begonnen habe, haben wir noch mit Hickory-Schlägern (Anm. Schläger bestanden damals aus Hickory-Holz) gespielt. Erst mit der Zeit sind die Stahl- und Grafitschäfte gekommen. Die größte Veränderung war aber die Einführung der neuen Bälle. 1974 wurden die größeren Bälle bei den Majors und 1990 dann allgemein (1.68 Inch) eingeführt und das bedeutete, dass manche Spieler nicht mehr damit umgehen konnten. Der größere Ball hatte eine viel höhere Flugbahn und man musste seinen Schwung dazu anpassen. Die weiter Entwicklung der Bälle war atemberaubend: Neue Anordnungen der Dimples ließen die Bälle windbeständig werden und Ballesteros beklagte zu Recht, dass damit ein Teil des Spiels verloren gegangen sei. Dazu kam das Gewicht der Schläger: Früher war ein Golfschwung schwere Arbeit, die neuen Materialien machen die Schläger leicht und haben das Spiel auch massiv erleichtert. Die Summe der Entwicklung lässt ganz einfach zusammenfassen: Ich schlage den Ball jetzt weiter als zu meiner Zeit auf der European Tour. Wenn wir Plätze spielen, die auch früher im Kalender standen, schlugen wir damals bei einem Par-3 mit 180 Yards ein Eisen 3 und heute schlage ich ein Eisen 6."

Wie siehst du die Entwicklung bei den Jugendlichen?

"Das ist unglaublich: Wenn wir im Rahmen der Staysure Tour Trainings mit Kids machen, dann haben die heute alle richtig gute Schwünge. Alles ist sehr mechanisch und technologisch geworden – das ist einfach die Entwicklung."

Wie siehst du die Entwicklung im Bereich des Preisgeldes und der Medien?

"Es ist unglaublich welcher Druck auf den weltbesten Spielern lastet. Medien, soziale Netzwerke und das Preisgeld – in diesen Bereichen war es früher sicher einfacher."

Was sagst du zur Entwicklung der Staysure Tour?

"Die Entwicklung ist hervorragend, wir haben nun unseren Platz gefunden. Früher haben wir uns immer mit der Challenge- und European Tour konkurriert, aber wir sind ein ganz anderes Produkt. Bei uns geht es auch darum, dass die Spieler im ProAm und die Zuschauer profitieren. Das müssen auch die noch ‚jungen‘ Spieler auf der Staysure Tour lernen. Es geht darum, zurückzugeben und den Menschen bei den Turnieren eine Freude zu bereiten."

Ende September bist du am Murhof zu Gast – was erwartest du dir von diesem neuen Turnier?

"Ich finde, schon alleine durch das Interview mit mir macht ihr einen richtig guten Job (lacht). Nein, ohne Spaß, ich habe einiges über den Platz gehört, euch beim Turnier in Udine gesehen, ihr nehmt eure Aufgabe sehr ernst. Genau solche Events mit Begeisterung brauchen wir auf der Tour. Ich freue mich schon sehr auf die Woche in der Steiermark."

Was fasziniert dich am Golfsport, warum spielst du immer noch Turniere?

"Ganz ehrlich, weißt du wie gut es sich anfühlt mit stolzer Brust auf das erste Tee zu gehen und immer noch Zuschauer zu haben? Das ist sicher auch eine Ego-Sache, aber es haben nur ein paar hundert Spieler auf der Welt den Luxus, sich damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Zuschauer zu haben und den Ball mit dem Driver rauszuschlagen. Man könnte sagen, das ist einfach mein Leben und so lange ich mich da draußen nicht blamiere, werde weiter am Tee stehen."

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